Zum vierten Mal in Folge ging es zu Eintagesfestival in Holland, nur dass das Fortarock mittlerweile kein Eintagesfestival mehr ist: Die Veranstalter ließen sich die Idee einer Art Pre-Day einfallen und wer wollte, konnte für nur 10 Euro mehr (bei den Early-Bird-Tickets) am Vortag des eigentlichen Festivals Bands wie Gojira, Legion of the Damned oder Within Temptation sehen. Da der Goffertpark und Nijmegen selbst jedoch nicht wirklich zum Campen einladen, ist diese Idee meiner Meinung nach unnötig - entweder ein echtes 2-Tages-Festival oder man bleibt beim bewährten Konzept des hochwertigen Eintagesfestivals.
Wir selbst waren nur am Haupttag da, weswegen ich über die Bands des ersten Tages nichts sagen kann. Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass die Veranstalter wie immer ein tolles Festival auf die Beine gestellt haben, dass in Sachen Organisation und Preis-Leistungs-Verhältnis seinesgleichen sucht. Super Gelände, friedliche Fans, perfekter zeitlicher Ablauf, tolle Bandauswahl: Kurz, das Fortarock ist das perfekte Festival für einen Tag. Die Kritikpunkte sind rar gesäht und es ist meckern auf hohem Niveau: Die Preise für Essen und Trinken sind zu hoch, das Munten-System nervt und die Runningorder lässt keine Sekunde zum Verschnaufen. Zwar sind Umbaupausen sonst nervig, aber beim Fortarock fängt die eine Band auf Bühne 2 an zu spielen genau in dem Moment, in dem die andere Band auf Bühne 1 gerade aufgehört hat. Toll organisiert, aber man hat eigentlich keine Zeit, auch mal etwas essen oder trinken zu gehen oder gar die Toilette aufzusuchen. Der größte Kritikpunkt ist die erneut kleinere Hauptbühne: Wie im letzten Jahr ist diese nicht so imposant wie noch 2013 und 2014, es fehlen die Videowände links und rechts und die PA ist etwas schwach auf der Brust - auch da die zusätzlichen Boxentürme, die im hinteren Feld emporragten ebenfalls wegrationalisiert wurden.
Zum Musikalischen, dem Herzstück des Fortarock: Da wir bei der Anreise auf der Autobahn eine Vollsperrung wegen Unfall hatten, konnten wir leider Fleshgod Apocalypse nicht mehr sehen. Jedoch kamen wir gerade rechtzeitig zu Suicidal Tendences. Angeblich mit Dave Lombardo an den Drums, gefallen mir die Amis immernoch nicht besonders. Zu punkig klingt der Hardcore bei ihnen, zu lahm sind die Songs. Das Drumming hat mich jetzt auch nicht überzeugt - ob Lombardo wirklich an den Drums saß, kann ich nicht sagen, da ich zu weit weg stand.
Zum dritten Mal sehe ich die Schwarzmetaller von Dark Funeral nun und mit dem dritten Sänger. 2012 mit Nachtgarm am Mikro auf dem With Full Force Open Air, 2013 mit Legende Emperor Magus Caligula auf dem Summerbreeze und nun mit Heljarmadr als Sänger. Und ich muss sagen, der neue Mann am Mikro scheint keine Lust auf den Job zu haben. Gesanglich in Ordnung, war seine Performace bestenfalls lethargisch. Insgesamt hauen mich Dark Funeral heute nicht um.
Im Gegensatz zu Amon Amarth. Die Schweden werden irgendwie immer besser. Perfekt aufeinander eingespielt und mit Hitgranaten a la "Death in fire" oder "Valhall awaits me" im Gepäck, überzeugen der dauergrinsende, super gelaunte Johan Hegg und seine Mannen auf ganzer Linie. Spitze!
Spitze sind auch Abbath! Die neue Band der namensgleichen Immortal-Legende ist geil aufs Spielen und reißt das brechend volle Zelt förmlich ab. Abbath selbst ist lustig wie immer, grimassiert für Szenenaupplaus und legt sich mit den Tonleuten an("Motherfucker"). Am Ende spielen Abbath dann sogar noch 3 Immortal-Nummern("One by one","In my kingdom cold","Tyrants"). Großartig und nebenbei die Sieger des Festivals!
Dave Mustaine ist ein selbstverliebter Affe. Seine Band Megadeath rockt zwar sehr ordentlich, jedoch nervt Mustaine mit der ein- oder anderen arroganten Ansage. Seis drum, auch wenn der Wuschelkopf die Töne heute nicht immer richtig trifft, ist allein schon "Symphony of destruction" es wert, Megadeath live zu sehen.
Obituary sind in Spiellaune. Zwar übertreiben es die Jungs etwas mit den Instrumentalpassagen heute, jedoch ist das Stageacting dabei so geil und motiviert, dass es eine Freude ist. Das nächste Mal dann aber bitte nicht auf Bühne 3, sondern auf der Main Stage.
Disturbed hatte ich bis dato noch nie gesehen und war entsprechend gespannt auf die Amerikaner und ihre Live-Performance. Jedoch wurde ich bitter enttäuscht: Zwar singt David heute sehr klar und kraftvoll und trifft dabei immer die Töne, jedoch ist der Sound nicht heavy genug und die Songauswahl bis auf wenige Klassiker lahm und voller Coverversionen, die teils sehr eigenwillig sind. Dem Publikum in Nijmegen gefällts dennoch, mir so gar nicht! Godsmack haben letztes Jahr an gleicher Stelle gezeigt, wie moderner US-Metal klingen muss, Disturbed haben das nicht verstanden. Schade!
King Diamond gibt auf Bühne 2 die ganz große Horrorshow zum besten, wobei der Gesang oft total neben dem richtigen Ton liegt. Die tolle Bühnendeko und eine geniale Band mit sehr fähigen Musikern entschädigen dafür allemal - und der Meister selbst ist per se schon gruselig. Daumen hoch!
Auch für Eluveite. Die Mittelalter-Knüppler rocken gewaltig, auch wenn diese Musik nie mein Fall sein wird. Die Bühne 3 war heute nie so von Menschenmassen umringt wie jetzt gerade, was zeigt, welchen Stellenwert sie in ihrer Szene mittlerweile haben.
Den Stellenwert des Headliners dürfen heute Volbeat ausfüllen. Und das tun sie von Anfang an mit bester Laune, vielen Hits, Feuerwerk und Feuerfontainen...und vor allem mit einem richtig fetten Sound, der heute zum Glück sehr metallisch und heavy ist. Als Volbeat hier vor 3 Jahren als Co-Headliner von Rammstein antraten, war das nicht der Fall, doch heute überzeugen mich die Dänen auf ganzer Linie!
Hoffen wir also für 2017 auf eine ähnlich gute Bandauswahl mit eventuell einem Knaller (Metallica?) als Headliner und genauso tollem Wetter wie in diesem Jahr. Dann werde ich auf dem Fortarock das 5-jährige Jubiläum feiern.
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