Böhse Onkelz - Frankfurt a.M. - 22.11.16

 

Ein Onkelz-Konzert ist etwas ganz Besonderes. Die Atmosphäre, die vom ersten Ton bis zum Ende des Konzerts herrscht, ist einmalig. Jeder der Anwesenden kennt von jeden Song der Onkelz wirklich jedes Wort - und grölt dieses auch lautstark mit! Daher muss man ein Onkelz-Konzert auch mit ganz eigenen Maßstäben bewerten... 

 

Ich persönlich höre die Onkelz eigentlich seit über 10 Jahren nicht mehr. In den vergangenen beiden Jahren durfte ich bei den schon heute legendären Wahnsinnskonzerten am Hockenheimring erleben, dass die Onkelz nach ihrer Reunion besser denn je sind und ein unfassbares Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Diesen Eindruck wollte ich auch endlich einmal wieder bei einem Hallengig bestätigen und was läge da näher als ein Konzert der Onkelz in ihrer Heimatstadt?

 

Die Vagabundos de Lujo spielen Coversongs auf zwei Akustikgitarren ohne Gesang. Lustig, technisch beeindruckend, aber unnötig!

 

Beasto Blanco werden mal eine große Nummer - versprochen! Die Amerikaner sind heavy und agil, die Songs sind allesamt Ohrwürmer und der Leadgitarrist ist genial! Daumen hoch, auch für die Onkelz, die wieder einmal eine talentierte Band gefunden haben!

 

Um kurz vor neun entern die Onkelz dann endlich die Bühne mit "Gott hat ein Problem", dem Opener des neuen Albums - keine gute Idee! Denn die neuen Songs interessieren die Fans nicht die Bohne. Ausnahme:"Auf die Freundschaft".Und so wechseln sich stets ein neuer Song mit einem alten Alltime-Klassiker ab, was die Stimmung immer wieder vom Keller durch die Decke sausen lässt und wieder zurück.

Hinzu kommen unübersehbare Probleme der vier Jungs aus Frankfurt: Kevin ist kurzatmig und nicht gut bei Stimme heute abend. Kein Vergleich zu seiner kräftigen Gesangsleistung aus den vergangenen beiden Jahren am Hockenheimring - und die Tour hat gestern erst begonnen. Gonzo, obwohl wieder einmal genial an der Gitarre, spielt öfter mal den falschen Ton und stimmt sein Arbeitsgerät heute nicht immer richtig, was zu absurden Tonhöhen führt bei dem ein- oder anderen Song. Pe dagegen ist die Enttäuschung des Abends, denn der Drummer hat immer wieder und speziell bei den neuen Songs krasse Timingprobleme...kurz: Es scheint als hätten die Jungs nicht genug geprobt im Vorfeld!

Ein Wort zur Bühne: Ja, auch in diesem Jahr ist die Bühne spektakulär, wenn auch logischerweise kein Vergleich zu den hochhaushohen Aufbauten der letzten beiden Jahre am Hockenheimring. Die Bühne besticht durch viel Licht und viele Leinwände, die sogar an der Bühnendecke entlanglaufen und gute 25 Meter in die Halle und damit über die Fanmassen hineinragen. Aber neben dem Licht hat die Bühne erstaunlich wenig Schauwerte zu bieten - kein Feuerwerk, keine Bomben! Nightwish haben bewiesen, dass man auch in einer Halle ein Feuerwerk abbrennen kann!

 

Was besonders bitter aufstößt heute abend, ist die Spielzeit, denn die Onkelz gehen nach nicht einmal zwei Stunden wieder von der Bühne nach den viel zu obligatorischen "Mexiko" und "Erinnerung". Und das ist viel zu wenig für 70(!!!) Euro! In den vergangenen Jahren war der Eintrittspreis ebenso hoch, jedoch durch die fantastische Bühne nebst Pyros und Bomben und vor allem durch eine Spielzeit von drei Stunden und fünfzehn Minuten mehr als gerechtfertigt. Heute ist er dies nicht! Zwar ist das Meckern auf allerhöchstem Niveau, aber ein Onkelz-Konzert MUSS mit seinem eigenen Maßstab bewertet werden - und dabei versagen die Onkelz heute leider!

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